Der deutsche ehemalige SS-Obersturmbandführer Karl Adolf Eichmann (1906-1962) war direkt Verantwortlicher der von ihm selbst so genannten Endlösung (der Judenfrage), jener Begriff, unter dem man den Plan der Nazis zur systematischen Vernichtung der europäischen jüdischen Bevölkerung während des zweiten Weltkrieges kennt. Er selbst befasste sich mit einer erschreckenden Akribie mit den Transporten der Deportierten zu den Konzentrations-und Vernichtungslagern.
Seit seiner Hinrichtung in Israel 1961 war seine Figur eine der komplexesten und umstrittensten unter all den Nazi-Mördern, und das paradoxerweise aufgrund der allem Anschein nach erstaunlichen Einfachheit seiner Persönlichkeit. Dies ist zumindest die von Hannah Arendt in ihrem berühmten Buch Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen ausgedrückte Meinung. Arendt hat vor allem der intellektuelle Kleinmut Eichmanns und die Tatsache, dass ein so wenig zum Denken begabter Mann einer der größten Mörder aller Zeiten gewesen ist, erstaunt. Dies, zusammen mit der beständigen Beharrlichkeit Eichmanns auf seiner Kondition als Staatsbeamter, welcher sich darauf beschränkte Befehle zu erfüllen, hat die Philosophin die Theorie entwickeln lassen, dass Eichmanns Handlungen sich auf die Gewalt der Nötigung und der Unterwerfung, dessen Opfer jeder Bürger innerhalb eines totalitären Regimes ist, zurückzuführen sein könnten. Arendt war nicht die einzige die aufzeige, dass einer der verstörendsten Aspekte im Fall des Nazi-Obersturmbandführers der sei, das jener, entfernt davon ein Monster zu sein, einfach ein Mensch war und in dieser Eigenschaft, wie alle von uns, fähig, die größten Grausamkeiten zu begehen und dabei zu empfinden, dass er sich darauf beschränkte seine Pflicht zu erfüllen ohne notwendigerweise irgendein persönliches Gefühl oder Abneigung zu verspüren.
Ausgerechnet die Eindringlichkeit mit der Eichmann die Machthaber beschuldigte, seine Unschuld missbraucht zu haben (“Ich musste die Regeln des Krieges und die meiner Fahne befolgen … Ich hab die Juden nicht mit Begierde oder Genuss verfolgt. Es war die Regierung, welche dies tat. Die Verfolgung kann nur eine Regierung entscheiden… Zu jener Zeit war Gehorsam verpflichtend”) dient Michel Onfray in seinem Buch Le songe d’Eichmann dazu aufzuzeigen, dass das Ethische System von Kant (Eichmann hat während seines Prozesses ausgesagt dass er Kant Leser war, wenn er auch zugab ihn nicht allzu sehr zu verstehen), insbesondere in den Aspekten, die das Gesetz und den Gehorsam, den kategorischen Imperativ und das feierliche Gelöbnis und seine Philosophie des Staates und des Rechts betreffen, perfekt dazu dient, die Argumente Eichmanns zu rechtfertigen, da sich innerhalb des genannten Systems der Ungehorsam in der Tat als etwas unmögliches präsentiert.
Zum fünfzigsten Jahrestag des Prozesses in Israel gegen jenen, der vielen als der Bürokrat des Bösen bekannt ist, ist im Berliner Dokumentationszentrum Topographie des Terrors (http://www.topographie.de/en/topography-of-terror/nc/1/) die Ausstellung Der Prozess: Adolf Eichmann vor Gericht bis Ende Mai zu sehen.
Paul Oilzum
Zur Rekonstruktion des durch die Nazis verübten Genozids erinnert die Ausstellung, die durch eine Reihe von Treffen mit Experten und Zeitzeugen begleitet wird, mit einem sehr ausführlichen dokumentarischen Protokoll an dieses Gerichtsverfahren. Wenn sie die Geschichte interessiert versäumen sie es nicht, diese Ausstellung zu besuchen wenn sie appartments in Berlin mieten.