Die Favelas von Rio de Janeiro befinden sich mitten in der Stadt, zwischen den Stränden der Copacabana und den Wolkenkratzern der Innenstadt. Nicht alle von ihnen sind sicher, aber viele von ihnen kann man besuchen ohne in eine unangenehme Situation zu kommen.
Es wird geschätzt dass es in Rio de Janeiro ungefähr 1.000 Favelas gibt und der Großteil von ihnen wurde über den Hügeln errichtet. Ihr werdet überrascht sein zu sehen, wie viele Menschen hier in dieser Art von Viertel leben. Heute befinden sich 20% der Häuser der Einwohner von Rio in einer Favela. Aber die Favelas sind nicht nur ein aktuelles Phänomen. Schon im 18. Jahrhundert sind die ehemals versklavten und dann befreiten Menschen afrikanischer Abstammung in die Randgebiete von Rio, der „Ciudad Maravillosa“ (wundervolle Stadt) gezogen. Machen wir einen Spaziergang durch die für den Reisenden interessantesten Orte.
Santa Marta: befindet sich im Süden der Stadt und ist ein Labyrinth von engen Gassen. Sie liegt mitten im Herzen von Botafogo und ist ziemlich sicher. Seit Dezember 2008 wurde sie „befriedet“ und ist mittlerweile zu einem Pflichtbesuch geworden. Man kann sich hier sehr schnell verlaufen, aber der Ort ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Santa Marta ist einer meiner Lieblingsorte, denn man taucht in eine Atmosphäre voller Leben und kultureller Aktivitäten ein und der Ort besitzt eine sehr spezielle Magie, außerdem sind die Nachbarn sehr freundlich. Am besten kommt man zu Fuß hierher, denn dies ist gängigste und günstigste Fortbewegungsart. Allein der Aufstieg in den Gassen ist eine Erfahrung und der Blick von oben einfach unglaublich. Du kannst Botafago, den Zuckerhut, den Cristo, den Strand von Copacabana, Leblón und den Botanischen Garten sehen. Auch die Fotos von hier oben werden sehr gut.
Rocinha: ist die größte Favela des Landes und zweifelsohne wäre es vor einigen Jahren noch unmöglich gewesen, diesen Ort zu besichtigen. Sie war damals eine der gefährlichsten Favelas des Landes mit Morden und Selbstjustiz an der Tagesordnung. Am 13. November 2011 hat sich das Leben dort allerdings um 180 Grad verändert und von diesem Moment an wehen in den Straßen die Flaggen von Brasilien und Rio de Janeiro. Auch wenn Rocinha ein befriedetes Wohnviertel ist, gibt es hier immer noch vereinzelt Episoden von Gewalt und Drogenhandel. Die Favela besitzt 120.000 Einwohner, alle Arten von Geschäften, Häuser als Blech oder Lehm, schmale Gässchen voller Farben, unendliche Treppen und einen der besten Ausblicke auf die Bucht (mit Blick auf den Cristo Redentor und den Zuckerhut). Heutzutage ist der Besuch viel sicherer, aber wenn du nicht alleine hingehen willst, dann kannst du auch einen Ausflug bei einer Agentur buchen. Ich empfehle euch Favela Tour, denn es ist immer besser mit jemandem zu gehen, der das Viertel kennt. Einige Ecken hier können immer noch gefährlich sein.
Vila Canoas, ist so sicher dass man sich hier sogar mitten in der Favela in ein Hostel einmieten kann. Sie ist aufgrund ihrer Wandmalereien voller Symboliken und politischen Forderungen einer der eindrucksvollsten Orte. Die Bewohner hier (die einem anbieten sich die Favela von ihnen zeigen zu lassen, allerdings ohne einen unter Druck zu setzen) sind sehr nett und gastfreundlich. Ich hatte dort die Möglichkeit eine Grundschule zu besuchen und konnte die beeindruckende Arbeit einiger NGOs mit den in Vila Canoas lebenden Kindern sehen.
Manchmal ist es sehr entscheidend von den üblichen Touristenpfaden abzuweichen, um zu sehen wie das Leben vor Ort in einigen Städten wirklich ist. Schließlich kann so eine Erfahrung auch dazu beitragen, Vorurteile zu hinterfragen.