Die Liebe und Istanbul

Am Ende der Anti – romantic comedy von Marc Webb „500 days with Summer“ (2009), lässt Tom, der von Joseph Gordon-Levitt gespielt wird, einen chaotischen Diskurs in seiner Werbeagentur vom Stapel, die sich auf Glückwunsch- und Kondolenzkarten spezialisiert hat. In diesem Diskurs verkündet er nie wieder eine Karte zum Valentinstag zu verschicken, weil er einfach nicht mehr an die Liebe glaubt.

Seine Gründe dafür sind vielfältig, der wichtigste aber, dass er herausgefunden hat, dass sich hinter dem Konzept der Liebe eine große Lüge versteckt, die von Filmen, Büchern und Popsongs aufrecht erhalten werden und die uns glauben machen wollen, dass es die reine, aufrichtige Liebe gibt.

Aber in Wirklichkeit sind weder die Filme, Bücher oder Popsongs an dieser Illusion dran Schuld. Denn die Idee des Seelenverwandten geht bis zur Zeit Platons zurück. Die Arroganz der Androgynen hat Zeus dazu verleitet, sie in zwei zu teilen, so dass wir bis in Ewigkeit dazu verdammt sind, unsere andere Hälfte zu suchen. Und obwohl dieser Glaube immer noch in unserer Kultur präsent ist, so ist diese Idee doch weit davon entfernt Grundpfeiler der westlichen Vorstellung von Liebe zu sein.  Denn wie Denis de Rougement in „Die Liebe und der Okzident“ uns aufzeigt, findet sich diese in der Geschichte von Tristan und Isolde und der provencalischen Poesie des 12. Jahrhunderts.

Vom Talent und der Persönlichkeit von Leonore von Aquitanien und ihrer Tochter Marie de Champagne inspiriert, hat sich der bretonische roman sich von den Heldenlieder differenziert, in denen man der Frau dieselbe Rolle zusprach, die zu diesem Zeitpunkt dem Herren entsprach. Und der donnoi, oder die knechthafte Beziehung zwischen dem Liebhaber und seiner Dame, soll nur als Ausrede für den Ehebruch dienen. Daher sind alle großen Geschichten des Okzidents, von Tristan und Isolde bis hin zum Englischen Patienten von Ehebruch gekennzeichnet.

Denn diese ist vermutlich eine der Wurzeln der unbefriedigten Liebe, die im Westen so gängig ist.  Bis heute noch wird uns die Idee der monogamen Ehe eingebläut, während wir im Stillen von der verbotenen Liebe träumen, die nur fernab der Ehe existieren kann.

 

Paul Oilzum

Es gibt also nichts Besseres als am Valentinstag einfach zu verschwinden, und appartments in Istanbul zu mieten.

Übersetzt von: Heloise Battista